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Der Jägerhof – Fischereiforschung seit 100 Jahren

Ansicht Haupthaus

Zur Geschichte des Jägerhofs

Das Anwesen des heutigen Institutes wurde 1904 für einen Schwager des deutschen Kaisers als „Jagdetablissement Jägerhof“ erbaut. Es diente vornehmlich zur Haltung und zum Training von Jagdhunden. Mit der Abdankung und Enteignung des Kaisers im Jahr 1918 gingen See und Jägerhof in das Eigentum des Preußischen Staates über. Der Sacrower See und der Jägerhof wurden im Juli 1922 für die Preußische Landesanstalt für Fischerei in Berlin-Friedrichshagen gepachtet.

 

 

In der Folgezeit wurde hier eine Untersuchungs-, Experimentier- und Ausbildungseinrichtung für die fischereiliche Seenbewirtschaftung eingerichtet. Dadurch trug der Jägerhof entscheidend zur Entwicklung und Realisierung unseres heutigen Grundsatzes „Fischereiforschung in der Praxis für die Praxis“ bei. 1929 gingen der Jägerhof und der Sacrower See in den Besitz der Landesanstalt über. Damit war die Voraussetzung für den anschließenden weiteren Ausbau des Jägerhofes zum Fischereiforschungsstandort gegeben.

 

Fischerlehrlinge am Jägerhof um 1930

Die Hauptaufgabe im ersten Jahrzehnt nach der Gründung bestand darin, die bisherigen Erkenntnisse der Fischereibiologie für die rationelle Gewässerbewirtschaftung durch die Fischereiunternehmen zu nutzen. In diesem Zusammenhang hatte die Netz-Forschung auf dem Jägerhof große Bedeutung. Nach dem 2. Weltkrieg wurde die Nutzung von See und Jägerhof als Versuchs- und Lehrwirtschaft der Deutschen Forschungsanstalt für Fischerei fortgeführt.

 

 

Mit den strukturellen Veränderungen in der DDR wurden Jägerhof und See 1952 als Zweigstelle für Seenfischerei des Instituts für Fischerei in die Deutsche Akademie der Landwirtschaftswissenschaften (ADL) eingegliedert. Im Zeitraum von 1956 bis 1962 ist der Jägerhof in einer für die damaligen Verhältnisse sehr großzügigen Weise rekonstruiert und umgebaut worden. Das äußere Erscheinungsbild der Gebäude wurde dabei zum Teil stark verändert. Im ersten Jahrzehnt nach dem Krieg haben sich die Wissenschaftler auf dem Jägerhof mit Fragen der Nutzung und Verwertung der Massenfische Plötze, Barsch und Blei beschäftigt. Daneben trat der Fischfang wieder ins Blickfeld. Auch wurde die Netz-Forschung erneut aufgenommen.

 

Schilfmähboot um 1960

1963 wurde die Zweigstelle Jägerhof im Zuge einer Überprüfung der Forschungseinrichtungen umorganisiert. Sie hieß nun Zweigstelle für Fangtechnik und Mechanisierung des Instituts für Fischerei der ADL. Die Arbeiten zur Fangtechnik konzentrierten sich dabei mehr auf die Konstruktion von Fanggeräten, wie z.B. Bau und Erprobung von Scherbretthamen für die Flussfischerei, Mechanisierung der Zugnetzfischerei sowie Entwicklung und Einführung elektrifizierter Schleppnetze in der Binnenfischerei.

Festigkeitsprüfung von Netzmaterialien um 1960

Mit der Mechanisierung in der Karpfenteichwirtschaft und der schnell wachsenden Forellenzucht erschlossen sich für die Zweigstelle in den 1960er Jahren neue Arbeitsfelder. Dazu gehörten z.B. die Entwicklung, Konstruktion und Prüfung von Schilfschneidemaschinen und Teichdüngegeräten sowie von Abfischtechniken und Fischaufzügen. 1970 wurde der Jägerhof in eine Zweigstelle für Fischereitechnik des Instituts für Binnenfischerei Berlin-Friedrichshagen umbenannt. Mitte der 70er Jahre erfolgte nochmals ein größerer Um- und Ausbau.

Elektrofischereigerät um 1960

In den 1970er Jahren hatte es sich gezeigt, dass die gewünschten Steigerungen der Süßwasserfischerzeugung durch die Seen- und Flussfischerei nicht erbracht werden konnten. Deshalb wurde die Karpfen- und Forellenzucht immer mehr intensiviert und industrialisiert. Das hatte zur Folge, dass nicht nur reine Mechanisierungsfragen zu lösen waren, sondern auch zunehmend technologische Probleme mit verfahrenstechnischen Mitteln bewältigt werden mussten.

 

 

Dazu gehörten die Warmwasserfischproduktion im Anschluss an Kraftwerke, für die z.B. Belüftungstechnik entwickelt und erprobt wurde; auch Belüftungsverfahren für die hochintensive Karpfenteichwirtschaft wurden in dieser Zeit entwickelt. Die Mechanisierung fischereilicher Prozesse konzentrierte sich auf die Abfischung und den Umschlag großer Fischmengen.

 

Bandfutterautomat um 1970

In den 1980er Jahren prägte die komplexe Verfahrensgestaltung die Arbeit der Zweigstelle. In dieser Zeit wurde eine geschlossene Kreislaufanlage für die Satzfischproduktion, bei der das genutzte Wasser immer wieder aufbereitet wird, entwickelt. Auch eine Anlage mit Sauerstoffbegasung und Rundbecken zur Satzkarpfenaufzucht, die das Warmwasser aus Kraftwerken nutzt, wurde entwickelt, und beide Anlagen wurden in Form von Pilotanlagen in die Praxis eingeführt.

 

 

 

Hierbei waren verfahrenstechnische, technische und biotechnologische Forschungs- und Entwicklungsarbeiten zu leisten. So entwickelte sich die Zweigstelle von einer überwiegend technisch orientieren Einrichtung immer mehr in eine Richtung, in der  Technik und Biologie gleichrangig Berücksichtigung fanden. Die politische Wende im Jahr 1989 führte auch zu einer neuen Ausrichtung der Fischereiforschung am Jägerhof.

 

Mit Unterstützung der neuen Bundesländer Brandenburg und Sachsen-Anhalt entstand hier am Jägerhof aus der ehemaligen Zweigstelle des 1990 ebenfalls in eine andere Forschungseinrichtung überführten Instituts in Berlin-Friedrichshagen (Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei Berlin) nunmehr ein eigenes Institut für binnenfischereiliche Forschung.

 

Auf den Tag genau 70 Jahre nach der Etablierung der Fischforschung am Jägerhof, am 1. Juli 1992, wurde von den Bundesländern Brandenburg und Sachsen-Anhalt das heutige "Institut für Binnenfischerei e. V." gegründet; als Mehrländereinrichtung, die sich der anwendungsorientierten Fischereiforschung widmen soll. Entsprechend den Regelungen im Einigungsvertrag gingen See und Jägerhof in das Eigentum des Landes Brandenburg über, das unserem Institut die Immobilie im Rahmen eines Nutzungsvertrages langfristig zur weiteren fischereilichen Forschung übergeben hat.