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Referenzprojekte

Hier stellen wir Ihnen einige ausgewählte Forschungsthemen vor, mit denen sich unser Institut intensiv befasst und bereits bedeutende Erkenntnisse  gewonnen hat. Manche dieser Themen sind auch in Bezug auf aktuell diskutierte Themen in der Gesellschaft von hoher Relevanz, wie z.B. Artenvielfalt und Tierwohl: 

 

 

Zanderaufzucht und Tierwohl

Aufgrund seiner Beliebtheit bei Fischessern und gleichzeitig stagnierenden Erträgen aus der Fangfischerei nimmt das Interesse an der Aufzucht und Haltung des Zanders unter kontrollierten Bedingungen in Becken und Teichen zu. Im Vergleich zu anderen Nutzfischarten gestalten sich bei dieser Art allerdings die künstliche Vermehrung außerhalb der natürlichen Laichzeit sowie die Fütterung mit Trockenfuttermitteln - zwei essentielle Voraussetzungen für die Aufzucht in der Aquakultur - als schwierig. In den vergangenen Jahren konnten am IfB praxistaugliche Verfahren zur Lösung dieser Probleme erarbeitet werden. Heute können wir Zander zu verschiedenen Zeiten im Jahr ohne den Einsatz von Hormonen vermehren. An Trockenfutter gewöhnte Zander wiesen in Aufzuchtversuchen bei Temperaturen von 22 – 26°C ein hervorragendes Wachstum bei außerordentlich günstiger Futterverwertung auf. Das Vermarktungsgewicht von rund einem Kilogramm erreichten diese Fische bereits nach rund 14 Monaten – in Seen benötigen sie dafür 3 Jahre. Untersuchungen zur Fleischqualität ergaben keine geschmacklichen Einbußen der Zander aus Aquakultur im Vergleich zu Tieren aus Wildfängen. Jetzt kommt es darauf an, die erarbeiteten Aufzuchtprotokolle weiter zu verfeinern und in die Praxis zu übertragen.
Die Einhaltung des Tierwohls auch in der Fischaufzucht ist ein gesellschaftlich eingeforderter Grundsatz und ein Selbstverständnis bei der Fischhaltung am IfB. Viele Verbraucher sehen im Tierwohl ein wichtiges immaterielles Kriterium zur Kaufentscheidung. Ziel eines IfB-Forschungsvorhabens war die Erarbeitung und Verifizierung eines Modelles, welches anhand von Tierwohlindizes eine Bewertung des Tierwohls bei der Aufzucht von Zandern ermöglicht. Rund 50 potenzielle Tierwohl-Indikatoren auf den Ebenen „Haltungsumwelt“, „Bestand“, und „Individuum“ wurden dazu gruppiert und hinsichtlich ihrer Aussagekraft sowie sicheren Erfassbarkeit beurteilt. Durch Gewichtung zwischen den schließlich einbezogenen Indikatoren zueinander erfolgte die Abbildung eines Bewertungsindexes, der eine Schwankungsbreite von 0,0 (keine Tiergerechtheit) bis 1,0 (bestmögliche Tiergerechtheit) aufweisen kann. Über Beispielerhebungen in ausgewählten Praxisbetrieben erfolgte die Testung des entwickelten Bewertungsmodells. Es bietet nun eine Grundlage zur Beurteilung des Tierwohls in der Zanderhaltung, die auf einer international eingesetzten, methodisch einheitlichen, objektiv erfassten Datengrundlage fußt. Das entwickelte Bewertungstool ZWIM 1.0 steht interessierten Anwender*innen zum Herunterladen zur Verfügung.

 

Wiederansiedlung von Großsalmoniden

Bis zum Beginn des vergangenen Jahrhunderts gehörten Lachs und Meerforelle zu den bekanntesten Bewohnern einiger Brandenburger Flüsse. Im Zuge der fortschreitenden Industrialisierung führten insbesondere Schadstoffeinleitungen und Querverbauungen in wenigen Jahrzehnten zur Auslöschung der Arten, die hinsichtlich der Umweltqualität anspruchsvoll sind. In den vergangenen Jahren haben eine sich verbessernde Wasserqualität und auch die Umgestaltung von Wehren und sonstigen Fischwanderhindernissen Möglichkeiten für eine Wiedereinbürgerung von Lachs und Meerforelle eröffnet. Auf dieser Basis ist es gelungen, beide Arten in Brandenburg wieder heimisch zu machen. Inzwischen schwimmen in jedem Jahr wieder Jungfische aus der Stepenitz in die Elbe und wandern von dort für mindestens 2 Jahre in den Atlantik, bevor Sie zum Laichen in ihre Kinderstuben zurückkehren. Allerdings sind die Bestände derzeit noch zu klein, um sich ohne Unterstützung stabilisieren zu können. Daher werden sowohl die Entwicklung der Junglachse als auch der Aufstieg der Elterntiere vom IfB eng verfolgt und durch begleitende Maßnahmen unterstützt.

 

Forschung zur Bestandssituation des Europäischen Aals

Der europäische Aal besitzt einen außergewöhnlichen Lebenszyklus. Zur Vermehrung wandern die in Küsten- und Binnengewässern aufgewachsenen Tiere über 6.000 km bis in den westlichen Atlantik. Nach dem Schlupf kehren die Aallarven in europäische Küstenabschnitte, Flüsse und Seen und zurück. Hier verbleiben sie für etwa zehn bis zwanzig Jahre, bevor sie sich als nächste Elternfischgeneration wieder auf die Laichwanderung begeben. Seit 30 Jahren sind die Bestände des Aals stark zurückgegangen und inzwischen auf einem historischen Tiefpunkt angelangt. Die Gründe dieser Entwicklung sind unzureichend bekannt und aufgrund des speziellen Lebenszyklus auch schwer zugänglich. Dabei ist der Aal nicht nur ein wichtiger Bestandteil von Fischartengemeinschaften in heimischen Gewässern, sondern gleichzeitig auch sehr begehrt in der Erwerbs- und Angelfischerei. Das IfB befasst sich daher seit einigen Jahren mit der Dynamik von Aalpopulationen in Brandenburger Seen und Flüssen sowie der maßgeblichen Einflussgrößen auf die Bestände. Dazu gehören Messungen der natürlichen Zuwanderung von Jungaalen sowie der Abwanderung geschlechtsreifer Aale. Aber auch Untersuchungen zu Kondition und Gesundheitszustand während verschiedener Altersstadien sind notwendig. Die Ergebnisse werden genutzt, um Managementpläne zur Erhaltung des Europäischen Aals in den Einzugsgebieten von Elbe und Oder zu entwickeln.

 

Fischereiliche Nutzung von Tagebauseen

Durch die Flutung ehemaliger Tagebaue in der Lausitz und der Leipziger Tiefebene entstehen in mittelfristiger Zukunft mehr als 100 neue Seen. In einigen dieser Gewässer wird vom IfB exemplarisch der Aufbau von typgemäßen und wirtschaftlich nutzbaren Fischartengemeinschaften getestet. Dabei sind die frühen Jahre mancher Seen durch erhebliche kurzfristige Schwankungen der limnologischen Verhältnisse (d.h. Bedingungen des Gewässers als Ökosystem) und daher auch der fischereilichen Nutzungsmöglichkeiten charakterisiert. So kam es etwa im 425 ha großen und ca. 35 m tiefen Gräbendorfer See mit stark sinkendem pH - Wert infolge des Rückgangs der verfügbaren Flutungs-Wassermengen auch zu einer erheblichen Veränderung der Fischartengemeinschaft. Stabile pH-neutrale Verhältnisse werden sich erst zukünftig einstellen. In der Lausitz wird dieses Szenario eine Reihe größerer Seen betreffen, die erst nach einer längeren Nachsorgeperiode mit weiterer Oberflächenwasserzufuhr stabilere Bedingungen erlangen werden.

 

Und wenn Sie mehr Wissenswertes zu unseren Projekten erfahren möchten, laden wir Sie ein im Bereich Veröffentlichungen nachzuschauen, wo Sie in unserer IfB-Schriftenreihe Informationsquellen für verschiedenste Projekte finden können: als Zusammenfassungen in  den Jahresberichten, oder als detaillierte Berichte in den Themenheften.

 

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